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Dominanz beim Hund

Begriffserklärung, Beispiele und Aufklärung einiger Missverständnisse

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Definition:

Dominanz bedeutet, dass in einer dyadischen Beziehung (Zweier-Beziehung) A regelmäßig die Freiheit von B einschränkt, bzw. A sich selbst ein hohes Maß an Freiheit zugesteht ohne dass B effektiv etwas dagegen tut, sondern B akzeptiert seine Einschränkungen. Das heißt, dass dominantes Verhalten nur dann auftreten kann, wenn der andere dies auch akzeptiert und sich dominieren lässt. A und B können deshalb trotzdem eine feste Bindung haben und gegenseitiges Grooming (Körperpflege) zeigen und entspannt miteinander spielen.

(Buch Ausdrucksverhalten Hund von Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen)

Ein Hund kann niemals dominant sein, sondern höchstens dominantes Verhalten zeigen. Dominanz ist eine Eigenschaft innerhalb einer Beziehung zwischen 2 Individuen und kein Persönlichkeitsmerkmal. Dominanz muss nicht in allen Beziehungen vorkommen.

"Zwischen den Gruppenmitgliedern bestehen dominanz- subdominanz- Beziehungen, die in der Gesamtheit eine Rangordnung oder ein hierarchisches Gefüge oder eine Regelhaftigkeit der Handlungsmöglichkeiten ergeben. Bei Hunden, die mit Menschen leben, würde ich Handlungsspielräume oder Freiheiten in Bezug auf dieses oder jenes Verhalten meinen, da es keine interspezifischen Rangordnungen zwischen Hunden und Menschen gibt."

Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen

Das bedeutet, dass Dominanz innerartlich vorkommt und nicht gegenüber Menschen. In diesem Falle wird es als Freiheits- und Handlungsspielraum vergrößerndes Verhalten genannt. Dominanz ist immer ein Limitieren und Begrenzen oder etwas vom anderen haben zu wollen (Futter, Liegeplatz usw.) mit dem Einsetzen einer bestimmten Körperhaltung/Auftreten.

Dominante Verhaltensweisen:

Verdrängen, Festhalten, Weg verstellen, Bewegungskontrolle, Runterdrücken, in die Ecke drängen, Zwicken und Verprügeln.

Dominanz anzeigendes Verhalten:

über die Schnauze beißen, quer aufreiten, aktive und passive Demut (weil sie die Akzeptanz der Subdominanz signalisieren), High-postur und Low-postur (erhobene und niedere Körperhaltung)

Als Leihe sollte man sehr vorsichtig mit solcher Signale sein und nicht voreilig auf dominantes Verhalten schließen, denn es kommt auf den gesamten Kontext und auf die gesamte Körperhaltung des Hundes an. Auch andere teilhabende Körpersignale, wie z.B. die Calming Signals müssen beim Lesen der Körpersprache erkannt und berücksichtigt werden.

Beim Haushund unterscheiden wir 2 Formen von Dominanz. Die situative Dominanz und die formale Dominanz.

Situative Dominanz bedeutet, dass dominantes Verhalten in einer bestimmten Situation in einem bestimmten Kontext auftretet. Also nur in bestimmten Situationen  und auch nicht immer.

Die formale Dominanz ist von langer Dauer, bleibt also von einigen Monaten bis zu einigen Jahren dauerhaft bestehen. Sie bildet sich meist zwischen Hunden in einer Mehrhund-Haltung  und zeigt deren Rangordnung untereinander aus. Was aber nicht bedeutet, dass der ranghöchste immer als erster fressen darf, immer den Liegeplatz anderer beansprucht.

z.B.: Versuch Dominates Verhalten einem Menschen gegenüber zu zeigen:

Besitzer sitzt auf der Couch, auf der sich noch freie Plätze befinden. Der Hund hat darauf keinen eigens zugewiesenen Platz. Nun steht der Hund vor dem Besitzer und schaut ihn an. Das kann nun mehreres Bedeuten. Z.B. steh auf, geh in die Küche und richte mir bitte was zu Essen. Oder steh auf und tu was mit mir. In sehr seltenen Fällen kann es aber eben auch bedeuten "Hei, rück mal bei Seite, den Platz will ich haben". Steht der Besitzer auf und der Hund legt sich auf dessen Platz hin, hat er dominantes Verhalten gezeigt und der Besitzer hat sich dominieren lassen. Das heißt nicht, dass der Hund meint, er hätte generell hier das Sagen. Hier geht es speziell um diese Situation.

Würde der Hund hingegen auf dem Divan liegen und wir stehen vor ihm und erwarten, dass er den Platz räumt, obwohl noch genug davon da ist und der Hund rührt sich nicht, weil er gerade so angenehm liegt, dann zeigt nicht der Hund dominantes Verhalten, sondern wir dem Hund gegenüber. Denn wir beanspruchen ja seinen von ihm besetzten Platz. Verstellt sich der Hund, lässt er sich dominieren. Verstellt er sich nicht, haben  wir es versucht, sind gescheitert, denn er will sich in diesem Moment nicht dominieren lassen und benutzen andere Strategien um zu unserem Ziel zu kommen oder akzeptieren das und setzen uns daneben hin.

Ein Beispiel situativer Dominanz bei meinen 2 Hunden:

Mischling Rüde, 5 Jahre und Englisch Springer Spaniel Weibchen 13 J.

Beim Fressen zeigt Giada Max gegenüber oftmals dominantes Verhalten. Nicht immer lässt sich dies Max gefallen, Hat Giada fertig gefressen, nähert sie sich dem Napf vom fressenden Max an, bleibt kurz neben ihm stehen, bereit mit dem Kopf in den Napf zu tauchen. Max stört das bis dahin nicht und sie entscheidet sich entschlossen ihre Schnauze in den Napf zu stecken und zu fressen. Manches Mal, wenn sein Hunger nicht so groß ist, lässt er sie gewähren und geht (Giada war also in diesem Moment dominant). Oftmals aber friert er kurz ein (Erstarren) und beginnt dann zu knurren. Das reicht aus und Giada geht wieder, als wäre nichts gewesen. Diesmal war Giada also nicht dominant. Sie hat zwar dominantes Verhalten gezeigt, aber Max ließ sich nicht dominieren. Den restlichen Tag über zeigt sie kein dominantes Verhalten mehr.

Dominanz
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