Was bedeutet Appetenzverhalten?
Das Appetenzverhalten ist Teil des Jagdverhaltens und bedeutet nach etwas streben, nach etwas suchen. Dabei unterscheidet man zwischen ungerichteter Appetenz und gerichteter Appetenz. Um es einfach zu erklären, hier ein Beispiel:
Wenn der Hund Hunger hat, versucht er diesen zu stillen. Er strebt also danach etwas Fressbares zu finden. Dafür läuft er zunächst hin und her, um einen Geruch aufzuspüren oder eine Beute zu sichten. Dieses Ziellose suchen, nennt man ungerichtete Appetenz. Es ist auch die Grundlage für die darauffolgenden instinktiven Handlungen. Denn wenn der Hund einen Geruch wahrgenommen oder eine Beute gesichtet hat, also einen Schlüsselreiz wahrnimmt, wird er diesen Verfolgen. Das gezielte Verfolgen eines effektiv vorhandenen Reizes, nennt man gerichtetes Appetenzverhalten. Das Appetenzverhalten dient also der Befriedigung eines Bedürfnisses. Die notwendige Handlungsbereitschaft zur Erfüllung des Bedürfnisses ist dabei vorhanden.
Praxis-Beispiel:
Man geht mit dem Hund spazieren. Dabei ist er mit der Nase am Boden oder er hält sie in die Luft um Witterung aufzunehmen. Dabei zieht er an der Leine. Falls er frei läuft, wird er auch größere Distanz aufnehmen, mit der Nase am Boden suchend zick-zack laufen oder zwischendurch seine Nase suchend in die Luft halten und scannt die Gegend mit den Augen ab. Die Handlungsbereitschaft, ein zukünftig gefundenes Tier zu jagen, ist vorhanden = Ungerichtetes Appetenzverhalten
Hat der Hund eine Beute entdeckt, also er hat ein Ziel in Sicht, richtet er sich nach der Beute aus und nähert sich dann der Beute an. = Gerichtete Appetenz (Taxis)

Sollte der Hund die Beute zu fassen bekommen. folgt das Packen, das Halten und das Töten. Die Endhandlung wäre dann das Fressen der Beute.
Die einzelnen Sequenzen des Jagdverhaltens wären also:
Suchverhalten / ungerichtetes Appetenzverhalten
Reizausrichtung / gerichtetes Appetenzverhalten
Annähern und Anschleichen / gerichtetes Annähern
Packen, Halten, Töten
Fressen / aktionsspezifische Endhandlung
Appentenzverhalten erkennen, verstehen und vorbeugen
Viele Hunde sind in Erwartungshaltung, ab dem Moment, wo sie das Haus zusammen mit dem Besitzer verlassen. Dabei wird die Landschaft gescannt und der Hund ist nach außen orientiert. Heißt, kaum ist man draußen, zieht nach vorne und der Besitzer dahinter scheint vergessen. Der Hund ist nicht mehr ansprechbar und sucht über Nasen, Augen und Ohren nach einem auslösenden Reiz. Er befindet sich also in der ungerichteten Appetenz und in der Bereitschaft zum Beutefangverhalten. Bei Hunden, die übermäßig mit Bewegungsreizen beschäftigt werden (Ball oder Stöckchen werfen), was nichts anderes als nachgeahmtes Beute-hetzen ist, oder Hunde, welche in Beutefangverhalten trainiert wurden, kann es dazu kommen, dass sie auf einmal auch die eigene Katze jagen oder Autos jagen. Sie sind evtl. motivierter Jagdverhalten zu zeigen. Deshalb ist es um so wichtiger, die jagdliche Motivation durch gezielte aber mäßige Auslastung, das jagdliche Bedürfnis des Hundes in geeignete, kontrollierbare Bahnen zu lenken. Ein Training an der Reizangel sollte max. 2 Mal pro Woche stattfinden. Dabei darf der Hund nicht einfach der Reizangel nachhetzen, sondern muss sich an Regeln halten. Erst starten, wenn man es erlaubt, stoppen oder sich setzen, wenn man es von ihm fordert usw. Das Training muss also sachkundig aufgebaut werden, sodass der Hund das von uns Verlangte auch im Stande ist zu zeigen. Andere jagdliche Spiele sind Suchspiele, Dummy-Training, Fährtensuche, Mantrailing usw.
Befindet sich der Hund in der gerichteten Appetenz, blendet er alle anderen Faktoren, welche nichts mit der Jagd zu tun haben, aus. Ein Abbruch ist dann nur mehr schwer möglich. Die ungerichtete Appetenz, wie z.B. das Stöbern im Gebüsch, hat also nichts mit Lebensfreude oder Bewegungsdrang zu tun, sondern ist der Beginn eines Beutefangverhaltens. Die ungerichtete Appetenz ist hier der Zustand wo der Hund noch abrufbar ist und deshalb dort mit einem Training ansetzen kann. Wichtig ist, den eigenen Hund gut lesen zu können, um unterscheiden zu können, ob der Hund nur normal schnüffelt oder er sich bereits im Appetenzverhalten befindet.
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